zum Festakts zur „200 Jahre Casino zu Coblenz“
in der Rhein-Mosel-Halle am 09.06.2008
Sehr geehrte Ehrengäste,
liebe Mitglieder,
sehr geehrte Damen und Herren,
herzlich willkommen in unserem Casino zu Coblenz. Wir freuen uns, dass Sie heute den Weg zu unserer großen Festveranstaltung aus Anlass unseres 200 jährigen Bestehens gefunden haben.
Aus allen Bereichen des öffentlichen, politischen und gesellschaftlichen Lebens unserer Stadt und unserer Region sind Sie heute Abend unsere Gäste. Traditionsgemäß für unsere Bürgergesellschaft begrüßen wir Sie alle gemeinsam mit besonderer Herzlichkeit und verzichten auf die besondere Nennung einzelner. Sie alle sind heute unsere Ehrengäste.
Nur einen erlaube ich mir an dieser Stelle herzlichst in unserer Mitte zu begrüßen – unseren Festredner des heutigen Abends, Prof, Dr. Dieter Stolte. Sehr geehrter Herr Prof. Stolte, herzlichen Dank, dass Sie die Reise von Berlin aus unternommen haben, um heute zu uns zu sprechen. Wir fühlen uns geehrt und freuen uns auf Ihre Ausführungen.
Sehr geehrten Damen und Herren,
Das 18. Jahrhundert klang mit den Strömungen der Aufklärung und Romantik aus und brachte Europa und auch Koblenz mit der französischen Revolution einen politischen Umbruch, der Aufbruch in eine neue Zeit war.
Die französischen Revolutionstruppen übernahmen 1794 Koblenz, dass schwerste Jahre zu durchleben hatte.
Es spricht für die bürgerlichen Kräfte der Stadt, die 1807 den Impuls zur Gründung des Casino zu Coblenz gaben. Am 10. Dezember 1807 kamen Koblenzer Bürger im Hause des Handelsmannes Friedrich Korn zusammen, um die Gründung unserer Gesellschaft zu beraten und einen Fünfer-Ausschuss zur Ausarbeitung einer Satzung zu wählen. Wenige Tage später besuchten 90 Bürger die Versammlung, die die Vorlage billigten mit der Maßgabe, dass diese “ noch anderen rechtlichen und gebildeten Einwohnern von Coblenz zum Beitritt vorgelegt würde“. Sodann wählte die erste Mitgliederversammlung ihre Direktion. Ein Begriff der sich bis heute als Name des Vorstandes der Gesellschaft bewahrt hat und den Bezug zur Zeit der französischen Besatzung belegt. Der ersten Direktion gehörten der Anwalt Korbach, der Handelsmann Korn, der Privatmann Jean Claude Lassaulx, der Professor der Rechtsschule Franz de Lassaulx, der Anwalt Krezzer und als Kassierer der Handelsmann Pfender an. Die erste Mitgliederliste zählt auf: 49 Kaufleute und Privatpersonen, 29 Juristen, Ärzte und Lehrer, 10 Verwaltungsbeamte und 2 Geistliche. Es handelte sich um 84 Deutsche und 6 Franzosen.
Auf die Gründung am 6. Januar 1808 geht zurück, dass das Casino zu Coblenz den Stern des Dreikönigstages in seinem Emblem führt.
Und in der Folgezeit ,
sehr geehrte Damen und Herren,
entwickelte sich das Casino zu Coblenz im Sinne seiner Gründer zu einem gesellschaftlichen Mittelpunkt im Leben von Koblenz. Einer der Kernsätze aus dieser Zeit lautete: Die Verpflichtung der Direktion, dass in der Gesellschaft Freyheit , Urbanität und Eintracht herrsche.
Was Du ererbt von Deinen Vätern, das solltest Du bewahren. Ein schönes Sprichwort, dass – nicht nur Notare erfreut – sondern seinen besonderen Wiederklang gerade bei solchen Jubiläen erhält.
Von Anfang an wurde die Gesellschaft auf die Pflege der Urbanität verpflichtet.
Meyers Lexikon beschreibt diesen Begriff der Urbanität in seiner Ausgabe von 1930 mit feine Lebensart und Bildung. Dies ist sicherlich eine Umschreibung, die uns heute nicht mehr unmittelbar erreicht – Der Wandel der Zeiten auch im Sprachgebrauch.
In einem aktuellen Werk zur Stadtplanung aus diesem Jahr fand ich bei Kerstin Dörhöfer eine Beschreibung, die diesen gern verwandten Begriff der Urbanität aus heutiger Sicht nach meiner Meinung hervorragend trifft. Kerstin Dörhöfer schreibt, in dem Begriff Urbanität schwinge eine tolerante, weltoffene, aufgeklärte und distinguierte Haltung der Bürger einer Stadt mit.
Wenn man sich mit der nunmehr langen und erfolgreichen Geschichte des Casino zu Coblenz befasst, so ist festzustellen, dass diese Umschreibung den Kern von 200 Jahren Wirken in dieser Stadt bestens beschreibt.
Und dieser Kern ist es,
meine Damen und Herren,
den unsere Gründer uns zu Beginn des Jahres 1808 bereits auf den Weg gegeben haben und den zu bewahren unsere Aufgabe ist – auch und gerade im Wandel der Zeiten. Diese Grundüberzeugungen einer urbanen Bürgergesellschaft sind ererbt und weiterzugeben – jeweils im Rahmen und unter den Bedingungen ihrer Zeit.
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
Eine Gesellschaft, eine Vereinigung ist nur in der Lage ein solch beeindruckendes Jubiläum zu feiern, wenn sich über die Jahrzehnte und bei uns kann man nun sagen, über die Jahrhunderte hinweg Bürger finden, die diesen Kern für sich anerkennen und verantwortlich durch die Zeit tragen – als Mitglieder oder in Ämtern dieser Gesellschaft. So sollte man an einem solchen Abend auch derer gedenken, die dazu beigetragen haben, dass wir in diesem Jahr unsere Gesellschaft feiern dürfen. Herr Prof. Stolte, Sie haben heute in der Rhein-Zeitung auf die Bedeutung des Ehrenamtes hingewiesen und dabei mir und sicher allen in diesem Saal aus der Seele gesprochen.
Meine Damen und Herren,
Der Blick zurück ist Verpflichtung für Morgen. Der Schweizer Ökonom Guy Kirch formulierte in einem bemerkenswerten Artikel in der FAZ, dass es dem Menschen Verortung gebe, sich in der Generationenfolge zu empfinden. Wenn es diese Verortung nicht gäbe, bliebe das menschliche Selbstgefühl defizitär. Eine schöne Feststellung vor dem Hintergrund von 200 Jahren. Das Bewahren des Ererbten als eine Aufgabe der Humanität.
Meine Damen und Herren,
nach meinem Empfinden ist dies der Bogen, der die große Geschichte des Casino zu Coblenz mit spannt. Gestern und Morgen wird durch das Heute verbunden und gibt allem Handeln den notwendigen Rahmen.
Wir freuen uns, dass es gelungen ist, zweihundert Jahre unserer Gesellschaft auch in schwierigen Zeiten die Identität zu geben und zu bewahren und in unserer Heimatstadt Koblenz einen namhaften Beitrag zur Urbanität unserer Stadt zu leisten.
Meine Damen und Herren, ich freue mich, dass der Oberbürgermeister unserer Stadt, selbst Mitglied unserer Gesellschaft, den ich an dieser Stelle herzlich begrüße, gleich zu uns ein Grußwort sprechen wird.
Zuvor darf ich Ihnen unsere musikalischen Begleiter vorstellen, das Spohrensemble, dass uns mit dem Allegro ma non troppo aus dem Sextett B-Dur opus 18 von Joh. Brahms begrüßte.